Reisebericht 2011

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Am 11.9.2011 trafen sich 7 Frühaufsteher um 5:24 im 660er Bus Richtung Bassersdorf. Die Truppe vom Knabenverein Birchwil sah schon flott aus und war wieder einmal motiviert für einmalige Erlebnisse. Dass diese jedoch schon im Zug auf Zürich beginnen sollten, davon wagte doch noch keiner zu träumen. Zu dieser frühen Stunde noch etwas zahm dachten die einen schon ans erste Bierchen. Bevor jedoch eines offen war, mahnte uns schon eine alte Krähe dem Entzug von Alkohol und Drogen während der Reise. Noch beim Verlassen des Zuges wurden wir belehrt: "Alkohol isch kei swissness! D'schwiz isch ohni alkohol erfunde worde! Und si mues au jedä tag wieder neu erfunde werde! Und das ohni alkohol! Mit jedem glas verlüreder vo eurer swissness!" Swissness war dann wohl auch dasjenige Wort, welches bei uns für die ganze Reise eingebrannt war.

In Zürich wurde diese Zurechtweisung mit Kaffee und Gipfeli verdaut. Zur Unterstützung nistete sich ab Zürich der Wohnwagenbesitzer bei uns ein, welcher sich entschied, diesen Abend doch einmal die Jugendherberge auszuprobieren.

Von Zürich führte unsere Reise über Chur nach St. Moritz. Während der Zugfahrt verteilte uns der Herr Lehrer Gächter auch einen Lückentext über die Ökologieverhältnisse in den verschiedenen Höhengebieten der Schweiz. Während unsere Mitglieder sich mit der Materie auseinandersetzten und sich aktiv für den Permafrost interessierten hatte man das Gefühl, dass die Kantischüler "Ökologie" die Lücken meist nicht erahnten. Der Knabenverein verfügt eben über eine grössere Lebenserfahrung, welche tatsächlich manchmal zum Vorschein kommt.

Weil die Kantischüler schon im Tal aussteigen mussten, um die verschiedenen Höhenzonen der Schweiz erstmals zu besichtigen konnten die gelehrten Knaben noch weiter in die Höhe fahren. Währenddessen wurde die Diskussion um Gratishemden des Vereins neu entfacht, es seien nicht mehr alle Knaben topaktuell ausgerüstet. Obwohl alle mit dem jeweils ältesten Hemd am besten zufrieden waren. Die Diskussion von weiteren Neuheiten, welche an der GV diskutiert werden sollten, wird später nochmals erwähnt.

Um 10:08 stiess dann der Reiseleiter auch noch zu uns, welcher aufgrund der zahlreichen Erlebnisse schon fast die Reise verpasst zu haben schien. Um 10:30 erreichten wir Sils/Segl Maria. Geplant war die Via Gastronomica. Den Start machten wir mit der Bergstation Furtschellas. Im Bergrestaurant La Chüdera wurde der Zmorge dann an der Freiluft serviert. Fleischplättli, Oliven, gefüllte Peperoncini, reiner Orangensaft und einen obligatorischen Kaffee bereiteten uns auf die Wanderung vor. Doch schon bei der Wahl der Bergroute brökelte der Zusammenhalt der Truppe und sie schien sich schon das erste Mal zu trennen. Das Vorhaben, die ganze Wanderung in knapp 4.5 Stunden über den Piz Chüern zurückzulegen, scheiterte aufgrund einer interessanten Alternative. Die 1.5 stündige Wanderung, welche für unsere Bergsportler von Marmoré ins Fextal zur Pensiun Crasta führte. Ausgerüstet mit einem Gläschen und/oder einer Dose machten wir uns also schon ein erstes Mal an den Bergabstieg, damit man nicht in die Notlage gedrängt werden kann auf der Via Gastronomica eine Mahlzeit zu spät zu erreichen.

Ein schönes Panorama über den Lej da Segl oder den Lej da Silvaplauna (einer von beiden muss es gewesen sein) war im Abstieg inbegriffen. In der Crasta angekommen, wurde die Wartezeit genutzt, die aus Holz geschnitzten Kellen zum prügeln statt zum Essen zu verwenden.

Zur Vorspeise gab es dann Brot mit Aufstrich....aber Halt einmal... der Aufstrich wurde vom Presi geistesgegenwärtig als Schimmelpilz identifiziert. Nach der Bitte um frisches Brot musste die Kellnerin ein Wörtchen mit der Küche reden. Dies hatte wohl genützt, denn die Menüs waren vorzüglich.

Wir wussten, dass es noch einen Dessert geben würde, aber erst in einer anderen Pensiun. Kaum losmarschiert, waren wir zu unserem eigenen Erstaunen ca. 10 Minuten später in der Pensiun Chesa Pool. Statt eines Stück Kuchen konnte auch der Hauskaffe bestellt werden. Und alle, welche in den falschen Topf gegriffen hatten und ein (sogar dem Touristenführer) unbekanntes Bio-Bier bestellten, wurden zum Grand Manier gefüllten Hauskaffe umgestimmt.

Nun dann; wir hatten die Wahl: Den ganzen Weg zur nächsten Bushaltestelle zurücklaufen oder....per Kutsche ins Tal hinunter schaukeln. Der Kutschenführer begleitete uns also ins Tal hinunter, so konnten wir unsere Energie für den Magen bereitstellen. Es war ein richtig gemütliches Verdauungsfährtchen. Im Tal mussten sich dann plötzlich einige Kutschenbeifahrer überlegen, ob sie doch noch bis zur Jugendherberge zu Fuss vorwärtskommen wollten oder mit dem Buschauffeur, welcher vor der Abfahrt einige Zeit beim Wenden des Fahrzeuges verbrachte. Das Blumenbeet musste er mit Hilfe von Passanten zur Seite schieben damit er mit seinem Gefährt wenden konnte. Das Verschieben wäre schlussendlich nicht einmal notwendig gewesen.

Nach dem "Schön machen" genehmigten wir uns noch ein Bierchen direkt vom Zapfhahn in der edel Jugendherberge an der Rezeption. Dann gab es Pizza zum Znacht und, nein das muss ich doch erzählen. Der Verein vollzählig versammelt gab seine Bestellungen der Reihe nach auf, der Garçon merkte sich alles ohne einen Notizblock zu verwenden. Da staunten wir nicht schlecht, waren wir wohl eher noch in der Lage unsere eigene Bestellung nicht zu vergessen.

Nach einer kleinen Ewigkeit dann die Ernüchterung. Der Chef de Service gab unsere Bestellung nochmals zur Kontrolle durch, leider nicht ganz korrekt. Damit endete sein Auftritt als Profi und die Stimmen zu Gedächtnistraining zugleich.

Nun zu einem weiteren Einfall während der Vereinsreise. Man könnte doch Vereinsgläser aus Glas produzieren lassen. Der Ideenträger war dabei mit dem Weissweinglas aus Timos Schatztruhe zu referieren. Er versuchte die Vorstandsmitglieder des Vereins eindrucksvoll zu überzeugen. Der Einwand, die Gläser vielleicht besser aus Hartkunststoff herstellen zu lassen wurde durch, man müsse eben ein wenig Sorge tragen, richtiggehend zerschlagen. Das Fumoir wurde jedenfalls ohne Weissweinglas, oder was davon übrig war, verlassen. Fridas Weissweinheiten waren eben von kurzer Dauer.

Im anschliessenden Ausgang war die ganze Touristenfachschule von Samedan dabei. Es versteht sich von selbst, dass ca. 80 % davon Frauen sind und von denjenigen 100 % anwesend waren. Da kommt es schon vor, dass sich der Wohnungsschlüssel in die Hosentasche eines Knaben verirrt. Lange Zeit wurde davon nicht Gebrauch gemacht. Der Livesänger machte auch eine bombastische Stimmung muss man sagen. Die letzten zwei übrig gebliebenen Herren mit Hemd und Fliege bestückt, kurzen Hosen und Wanderschuhen und einer Horde Frauen, zeigte nochmals ihre Tanzkünste im Snobclub Diamonds. Der Weg dorthin wurde für ein Mitglied jedoch fast mit einer Busse begleitet, denn im Bündnerland darf man draussen nicht zu laut sprechen, sonst machen die Securitas von ihren Strafzetteln Gebrauch.

Sonntag

Der Sonntag war schon wieder etwas für die Frühaufsteher, beim richtigen Buure-Brunch kam dann jeder auf seine Kosten.

Schlussendlich war das Häuschen ständig von einem Knabi besetzt bis alle einmal dran gewesen waren. Altes musste weichen, der Magen wurde neu aufgefüllt. Die Verdauung schien mit Mühe und Not noch zu funktionieren.

Die Kutschenfahrt bei strahlendem Wetter war, vielleicht durch den Harass Bier, gespickt von (un)nötigen Kommentaren wie: Mausi, bisch du auch zu Hausi?"
Im Engadin gibt’s Biker, die kurzerhand die Flasche Tee, welche die Frau freundlicherweise vorbereitet hat, über Bord kippen und mit Bier auffüllen lassen.

Nach der Pinkelpause waren wir beim Flughafen St. Moritz bei der Heli Bernina angekommen. Der Rundflug mit dem Helikopter muss wohl der Höhepunkt der Reise gewesen sein. In zwei Gruppen wurden wir nacheinander durch die Bündner Berge geflogen, entlang dem Gletscher knapp zwischen zwei Berggipfeln hindurch. Nun erwachten die Paparazzis des Vereins. Kurzerhand wurde der Pilot dann noch zum Kopiloten degradiert. Zum Abschluss gabs noch eine kleine Show vom Piloten selbst, der die Helikoptereigenschaften einmal demonstrierte. Die anschliessende Erholung war für ein paar Mitglieder nötig, welchen das Blut richtiggehend aus dem Kopf geströmt war und etwa so aussahen, wie die zahlreich vorhandenen weissen Kotztüten im Heli.

Aber genügend ausruhen konnte man sich jetzt auf der Heimfahrt nach Birchwil. Bei der Ankunft um 2200 wurde seit langem das begehrte Endmahl der Linde ausgelassen, welches vielleicht bei der nächsten Reise vom Touristenschüler mehr Aufmerksamkeit geschenkt bekommt.

Zu besprechende Traktanden an der GV:

  • Sollen die Mitglieder wieder einmal eine gratis-Hemden-Runde bekommen, weil auch dann noch Sorge zum Tenue getragen wird?
  • Sollen nun Weissweingläser des Vereins hergestellt werden und wenn ja, aus welchem Material?
  • Ist das Mausi zu Hausi?
  • Fridas Weissweinheiten
  • Permafrost
  • Swissness